Eines ist klar - der Sattel ist das Bindeglied zwischen Pferd und Reiter. Doch sobald er drückt, gehört er in die Werkstatt, um an die anatomischen Gegebenheiten angepasst zu werden. Doch was passiert, nachdem Ihr Pferd vermessen wurde und der Sattel mitgenommen wurde? Melanie Wiedemann, Reitsportsattlerin im dritten Lehrjahr, zeigt uns die verschiedenen Stationen, die Ihr Sattel in der Werkstatt von Tom Büttner durchläuft.
Öffnen und Säubern des Sattels"Da wir nicht nur korrekturpolstern sondern eine Komplettpolsterung vornehmen, müssen wir den Sattel öffnen - das heißt wir entfernen die Nähte auf der Vorder- und Rückseite des Sattels" erklärt Melanie. "Danach können wir das Kissen abtrennen, um die gesamte Wolleherauszuholen." |
Nach dem Öffnen wird der Sattel von oben bis unten gesäubert, damit der Sattel besser zu bearbeiten ist und das Leder weiterhin geschmeidig bleibt. Beim Waschen kontrolliert Melanie gleich, ob alle Teile in Ordnung sind. Bei diesem Sattel stellt sie fest, dass die Ortspitzen gebrochen und drei von vier Sattelstrupfen angerissen sind. "Diese Baustellen müssen wir unbedingt beheben, da es sich hier um ein Sicherheitsrisiko handelt. Trotzdem müssen wir vorher den Kunden informieren und fragen, ob diese Reparaturen neben dem Aufpolstern gemacht werden sollen." |
Polsterung und ReparaturWährend der Kunde kontaktiert wird, wendet sich Melanie der eigentlichen Aufgabe zu - der Komplettpolsterung. Damit diese vorgenommen werden kann, muss die gesamte alte Füllwolle aus dem Sattelkissen entfernt werden. "Anhand der verschiedenen Farben und Stärken der Wolle kann man erkennen, dass der Sattel schon das ein oder andere Mal korrekturgepolstert wurde. Im Laufe der Zeit verdichtet sich die Wolle und wird sehr hart. Dann bilden sich kleine Knötchen und unangenehme Stellen, die dem Pferd Schmerzen bereiten können." |
Während das Sattelkissen gefüllt wurde, hat der Kunde den weiteren Reparaturen zugestimmt. Zuerst werden die alten, brüchigen Ortspitzen entfernt. Mit einer Zange und viel Kraft müssen zuerst die Nieten zerstört werden. Aus hartem Kernleder stanzt Melanie vier passende Lederteile, die sie anschließend paarweise zusammenklebt, nietet und an den Sattelbaum anbringt. Dank des sehr stabilen und widerstandsfähigen Materials, werden diese Ortspitzen so schnell nicht mehr brechen. Auch die angerissenen Sattelstrupfen sollen ersetzt werden, da sie ein zu großes Sicherheitsrisiko bergen. Mithilfe eines Riemenschneiders und Muskelkraft, macht sich Melanie daran aus Strupfenleder die passenden Riemen zu fertigen. Diese müssen jetzt noch gelocht und an den Kanten geschwärzt werden, dann sind sie bereit, die alten zu ersetzen. Mit geübten Nadelstichen sind sie schnell an den Prestige "Top Dressage" angebracht. |
Zusammensetzung und FeinpolsterungNachdem der Sattel sein Grundpolster erhalten hat und kein Sicherheitsrisiko mehr besteht, kann er jetzt wieder zusammengebaut werden. Das Sattelkissen wird an der Vorder- und der Rückseite wieder zusammengenäht. "Am Anfang meiner Ausbildung habe ich schon mal drei Stunden gebraucht, um den Sattel zuzumachen, inzwischen geht es ziemlich schnell." sagt Melanie mit einem Schmunzeln und schließt den Sattel binnen weniger Minuten. Nachdem der Sattel nun wieder komplett ist, streicht Melanie über das Kissen, um Unebenheiten zu finden. Danach klopft sie das Polster leicht an, und legt anschließend den Sattel auf eine Presse. "Hier wird 24 Stunden lang Druck auf den Sattel ausgeübt, damit sich die Wolle schon bei uns in der Werkstatt setzt und nicht erst in den nächsten Wochen beim Kunden." |
Nachdem der Sattel über Nacht Ruhe hatte, werden nun die Messdaten in den Tomax® Pferderückenabbilder HBST+ Digital eingegeben. Innerhalb weniger Sekunden stellt der Tomax® automatisch den Pferderücken 1:1 in der Werkstatt dar. Der Sattel kann damit auf den abgebildeten Pferderücken gelegt werden und lässt somit keinen Spielraum für Missverständnisse zwischen Vermesser und Sattler. „Der Abbilder ist wirklich eine große Hilfe. So bekommt man ein ganz anderes Gefühl dafür, ob der Sattel gut liegt oder nicht. Hier vorn würde ich zum Beispiel noch ein bisschen korrekturpolstern". |
Für die Korrekturpolsterung muss der Sattel nicht noch einmal geöffnet werden. Direkt am Kissen befinden sich kleine Löcher, durch die man einfach mit dem Füllstock die Wolle einbringen kann. Immer wieder legt Melanie den Sattel auf den Pferderückenabbilder, kontrolliert die Passform und bessert nach - bis sie zufrieden ist. "Für diesen Beruf muss man einfach Perfektionist sein." sagt sie, als sie den Sattel ein letztes Mal vom Tomax® hebt. |
Zu guter Letzt die SattelpflegeDer letzte Schliff am Sattel ist immer die Pflege. Hier wird der Sattel noch einmal eingefettet und poliert. Drei bis vier Stunden hat Melanie an diesem Prestige Top Dressage gearbeitet und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. "Das klingt zwar im ersten Augenblick viel, aber wenn man bedenkt, dass wir den Sattel geöffnet und geschlossen, Strupfen zugeschnitten, Ortspitzen gestanzt, das Kissen geleert und neu gefüllt und ihn perfekt an den Pferderücken angepasst haben, denke ich, dass es ein guter Schnitt für das dritte Lehrjahr ist", meint Melanie zufrieden lächelnd. Im Anschluss gibt Sie den Sattel an Frau Blisse, die dafür sorgt, dass der Sattel gut behütet verschickt wird oder an den Außendienst gegeben wird, der den Sattel ausliefert und kontrolliert. Du interessierst dich für das Thema Sättel? Dann bewirb dich für eine Ausbildung zum/zur Sattler/in bei Tom Büttner. |